Montag, 20. Oktober 2008

Selbstbenotung: Durchwachsen bis dilettantisch

Spiellokal gut und zeitig gefunden, Aufstellungen genau pünktlich eingesammelt, leider mit ein klein wenig Verzug begonnen. Der Raum hatte doch ein bisschen was von Besenkammer; zudem war das Spielmaterial nicht nur uneinheitlich, sondern teilweise kaputt. Offenbar hatte mich die Nachricht, die Ausrichtungsbedingungen diese Saison nur anzumahnen, aber nicht zu ahnden, nicht erreicht. Trotzdem habe ich den in dieser Aussage übereinstimmenden Teamchefs einfach mal geglaubt...

Das meiste ging recht glatt ab, die Spieler zeigten sich beim Nachtragen nach der ersten Zeitkontrolle und dem Komplettieren vor der Analyse kooperativ.

Bis zum... - ja, bis zum grausamen Ende. Eine Partie, deren Ende ich eigentlich schon mindestens eine Stunde früher erwartet hatte, ging tatsächlich über die volle Distanz. Und meiner Meinung nach viel zu früh setzt das üble Gehacke ein, bei dem mitzuschreiben ich nicht mal mehr versuchte. Peinlich genug.

Jedenfalls stand am Schluss bei T+L gegen T eine Stellungswiederholung auf dem Brett, also einigten sich die Kontrahenten auf Remis und somit insgesamt 4:4. Und jetzt kam gleich der erste dicke Fehler meinerseits: Das Eintragen des Ergebnisses in den Spielbericht, ohne die Formulare entgegen genommen zu haben. Einer der beiden Spieler zeigte nämlich keinerlei Anstalten, die "High-Zock-Phase" zu rekonstruieren. "Warum? Das interessiert doch niemanden mehr. Keiner schaut sich das später an..." usw. Zumindest ein paar Züge konnte ich vor allem dank des weitaus verständnisvolleren Gegners dann doch noch rausleiern, aber souverän war mein Auftritt keinesfalls. Nicht mal bis zum am Ende auf dem Brett stehenden Material konnten wir gelangen. :-( Nächster Fehler: Ich hätte wenigstens die Mannschaftsführer darum bitten sollen, ihren Spielern entsprechende Anweisungen zu erteilen.

Was lernen wir daraus? Schach schiedsen ist gar nicht so viel anders als Schach spielen:
  • Eine gute Vorbereitung erleichtert den Start.
  • Im Endspiel kommt es vor allem auf Routine an.
Ich brauche mehr Praxis; ein Turniereinsatz wäre mal eine spannende Abwechslung. Wer sonst noch Tipps dazu hat, wie man auch bei fliegenden Fingern auf dem Brett mitschreibt oder mit renitenten Spielern umgeht, immer her damit.

Samstag, 4. Oktober 2008

Vorbereitung

Kürzlich hat der Redakteur der Schachbundesliga Georgios Souleidis auf seinem sehr lesenswerten Blog http://entwicklungsvorsprung.de das Thema Partievorbereitung behandelt. Was kaum jemand weiß: Auch Schachschiedsrichter bereiten sich auf ihre Einsätze vor (wenngleich der Aufwand gegenüber dem der Spieler wohl gering ausfallen dürfte).

Morgen ist nun mein erster Einsatz als Nationaler Schiedsrichter bei der 2. Bundesliga in Mainz. So etwas hatte ich zwar schon als RSR in meiner norddeutschen Heimat, aber die Turnierordnung wurde zur neuen Saison in weiten Teilen der der 1. Liga angeglichen.

Im entsprechenden neuen Abschnitt H-2.13 "Ausrichtung" werden u.a. eine Mindestraumgröße, separate Tische und ein Analyseraum vorgeschrieben. So soll eine Verbesserung der Medienwirksamkeit erreicht werden. Sicherlich ein ehrenwertes Ziel, aber als Schiedsrichter und somit letztendlich Repräsentant des Deutschen Schachbunds wird von mir natürlich ebenfalls entsprechend professionelles Verhalten erwartet.

Aus dieser Erwartungshaltung resultiert für mich oben schon erwähnte "Vorbereitung": Während meine Vereinskameraden bereits heute Nachmittag in der 1. Liga an den Brettern sitzen, suche ich mir alle für diesen Einsatz benötigten Utensilien zusammen:
Bestandteile der Vorbereitung
Das wichtigste Element ist natürlich mein "Schiriordner". Darin bewahre ich meine FIDE-Regeln mit persönlichen Anmerkungen, Lehrgangsunterlagen, Turnierordnungen, Spezialformulare für Zeitnotnotation und auch den Quittungsblock auf. Ohne dieses Ding sollte ich besser morgen gar nicht erst auflaufen. Rechts sieht man schon die bereits vorbereiteten Umschläge für Spielbericht und Partienotationen. Adressen stehen schon drauf, Briefmarken muss ich noch holen. Ich mag's, wenn dieser Kram bereits vorbereitet ist. Alles Arbeit, die ich morgen während des Einsatzes nicht mehr erledigen muss. Und natürlich Stifte, Stifte, Stifte.

In Mainz war ich zwar schon, das Vereinsheim des Gastgebers kenne ich allerdings nicht. Daher führt kein Weg an meinem analogen Navi vorbei:
Analoges Navi
Ist zwar nur ein Stadtplan von Wiesbaden, aber der relevante Teil von Mainz ist ebenfalls verzeichnet. Natürlich kaufe ich mir nicht für jeden Einsatz extra einen Stadtplan; den habe ich noch von einem Open, an dem ich vor einigen Jahren teilnahm - soweit ich mich entsinne, eines meiner besten Turnierresultate überhaupt (nach einer insgesamt ziemlich miesen Saison).

Praktisch finde ich die neue Lizenz:
Lizenz zum Schiedsen
Die kann man sich einfach ans Hemd klemmen - und wird dadurch nebenbei auch dazu verleitet, ein solches zu tragen. Das dient wiederum der schon erwähnten Medienwirksamkeit - wenn jetzt nur noch das Motiv besser aussähe...

Letzte Änderungen

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